#3 - Holland & Belgien

Staande Mastroute - IJsselmeer  - Amsterdam - Zeebrügge

LAUWERSMEER BIS IJSSELMEER

 

Der Norden Frieslands ist von Kanälen durchzogen und auf der stehenden Mastroute können Segelboote durchfahren ohne den Mast umlegen zu müssen. Die Brücken auf der Strecke sind beweglich und werden bei Bedarf geöffnet, offiziell können Boote mit 2,5m Tiefgang die Route nutzen. Wir haben 2m Tiefgang und man sagt uns, im schlimmsten Fall schieben wir etwas mit dem Kiel durch den Schlamm. Wichtig bei der Sache ist, auf dem Hauptkanal und der offiziellen Staande Mastroute zu bleiben. Es gibt Apps und Hafenmeister helfen bei der Planung. Man hätte ahnen können was uns bevorsteht, aber wir lernen ja gerne durch Erfahrung.

Wir durchqueren den nördlichen Teil zwischen Kuhweiden, Naturschutzgebieten und kleinen Dörfern, vorbei an Dokkum, Leeuwarden und Sneek. Auf dem Weg ins IJsselmeer biegen wir am vierten Tag durch die Kanäle einmal falsch ab und werden nervös als die Tiefenanzeige auf den Instrumenten immer kleiner wird. 10 Minuten später haben wir unsere erste Grundberührung und unsere 10 Tonnen fahren sich im Schlamm fest. Peinlich. Unter leichter Verzweiflung versuchen wir alles mit unserem 6-Zylinder, ohne Erfolg. Nach einer gefühlten Ewigkeit hilft uns eine holländische Familie mit ihrem kleinen Segelboot aus der misslichen Lage. Ein gespanntes Seil, 3 Versuche unter Vollgas und sie ziehen uns frei. Die Routenplanung bekommt ab hier etwas mehr Aufmerksamkeit.


Regatta von Traditionsschiffen auf dem Sneekermeer
Regatta von Traditionsschiffen auf dem Sneekermeer

Die ersten Wochen unserer Reise haben wir mal mehr mal weniger erfolgreich gemeistert. Die Angst zu spät im Jahr dran zu sein, legt sich mittlerweile und wir genießen unsere Entdeckungstour durch Holland. Wir freuen uns über das noch gute Wetter und finden sogar gefallen daran, in der Nebensaison zu reisen. Die Häfen sind nicht überfüllt, für uns gibt es bisher überall ein Plätzchen in der ersten Reihe und die Preise sind auch etwas günstiger.

IJSSELMEER NACH AMSTERDAM


Im IJsselmeer angekommen landen wir im malerischen Fischerdörfchen Urk. Der Nebel zwingt uns zu einer Pause und wir nutzen die Zeit, um unsere Bilgepumpen zu reparieren (als wüsste das Schicksal wie bald wir die Dinger brauchen). Als wir genug frittierten Fisch gegessen haben, steuern wir über das Markermeer Richtung Amsterdam.

Kurz vor Amsterdam genießen wir nach den Nebeltagen noch die Sonne und merken mit Blick auf die Uhr, wir sind spät dran. Die Brücken vor Amsterdam öffnen nicht für Boote zwischen 16 und 18 Uhr, um kein Chaos im Berufsverkehr zu verursachen. Wir funken gegen 15:45 Uhr hoffnungsvoll auf dem Kanal der Brücke und melden uns freundlich an, da wir auf keinen Fall 2h warten wollen. Unter Vollgas winkt uns der Brückenwärter hastig um 15:57 Uhr durch die geöffnete Brücke und wir bedanken uns in Gedanken bei der Schlange an Bussen und Autos, die nur auf uns warten. Es darf auch mal was gut für uns laufen.

Nach der Zeit in den Kanälen klappen auch die Hafenmanöver auf kleinstem Raum inzwischen ohne Puls 200. Bei schönstem Sonnenschein legen wir gegenüber der Innenstadt in einem kleinen ruhigen Hafen an und bleiben 3 Tage. 


AMSTERDAM NACH ZEEBRÜGGE 


Auf der südlichen Mastroute sind zwei Brücken wegen Sanierung gesperrt. Wir haben nach dem Kanal- & Städtetrip sowieso wieder Lust auf Segeln und machen uns über den Nordseekanal auf den Weg nach IJmuiden. Von dort segeln wir durch die Nordsee weiter nach Scheveningen/Den Haag. Claudius lernt Solo Sailing weil Sventja seekrank wird und den Blick über die Reling genießt. Nach einem kurzen Halt in Den Haag verlassen wir nach knapp zwei Wochen bei Flaute und null Welle (schön für Sventjas Magen) die holländischen Gewässer und nehmen Kurs auf Belgien, Zeebrügge. Seehunde und Schweinswale begleiten uns vergnügt als würden sie über unsere 2 Knoten Speed schmunzeln.
Die Einfahrt in den gar nicht mal so kleinen Industriehafen von Zeebrügge gönnen wir uns nach Sonnenuntergang. Im Schein des Lichtermeers funken wir zwei mal die Harbor Traffic Control an und bitten um Einfahrt. Wir weichen auf Befehl einem Kreuzfahrtschiff aus aber verstehen nur die Hälfte des Funkspruchs. Trotzdem halten wir es für eine gute Idee in den Hafen einzulaufen. Als alle möglichen Lichter auf rot springen und wir im Funkverkehr was von ‚stop that yacht‘ hören, fragen wir ein unangenehmes drittes Mal nach. Aus dem nichts taucht ein riesiges Containerschiff hinter uns auf, wir schieben uns kleinlaut auf die Seite und warten brav, so wie es im ursprünglichen Funkspruch von uns verlangt wurde. Als hätten wir es verdient, dreht sich plötzlich unser GPS Signal im Kreis. Wir schauen dem Containerschiff fasziniert beim einparken zu und raten wo unsere Einfahrt zum Sportboothafen sein könnte. Wir schaffen es ohne weiteren Funkspruch und schauen uns am nächsten Tag die berühmte Stadt Brügge an. 

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Kommentare: 5
  • #1

    Markus (Samstag, 09 November 2024 10:26)

    Hallo, ihr Lieben, euer Blog liest sich wirklich fantastisch und die Bilder unterstreichen das ganze hervorragend - da geht bei mir richtig das Kopfkino los! Macht weiter so! Ich wünsche euch günstige Winde, ruhige See, Mast- und Schotbruch und ab sofort � immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

  • #2

    Julia (Sonntag, 10 November 2024 09:56)

    Freue mich so über eure Abenteuer zu lesen! So eine schöne Idee mit dem Blog!
    Ich drück euch in die Ferne ❤️

  • #3

    Steve (Sonntag, 10 November 2024 13:02)

    Was ein Blog! � schöne Bilder -tolle Crew!
    das Boazn-Team bleibt gespannt � und wird sich hier auf dem laufenden halten <3

  • #4

    Maxi Wagner (Montag, 11 November 2024 15:23)

    Ich wäre so gern dabei . Miss you lol

  • #5

    Marlis Lipp (Dienstag, 19 November 2024 22:53)

    Was ihr schon alles erlebt und gemeistert habt!! So spannend und voller Bewunderung für euch zu lesen.
    Gute weitere Reise! Keeping my fingers crossed xxx